Projekt "Ausbildungswerkstatt Ägypten" der IG Metall Verwaltungsstelle Esslingen
- Details
- Kategorie: General Information
- Geschrieben von Daniel Wiese
Ägypten - die älteste Nation der Welt und das größte Land der arabischen Region. Seit 2011, seit dem arabischen Frühling, engagiert die IG Metall Esslingen sich im oberägyptischen Luxor für ein Ausbildungsprojekt. An der beruflichen Odaysat Schule in Thoth nahe Luxor sind zwei Ausbildungswerkstätten geplant: eine für Elektriker, eine für Sanitärfachleute. Jeweils 20 Schüler sollen dort in dreiJahren zu guten Handwerkern ausgebildet werden, um so eine Perspektive für ihr Leben zu bekommen. Die Wahl fiel auf Elektriker und Sanitärfachleute, weil Ägypten ein Land mit extrem viel jungen Menschen ist: von den derzeit etwa 80 Millionen Einwohnern ist ein Drittel unter 15 Jahre alt, die Bevölkerung wächst - Wohnungen werden also immer benötigt.
Wie kam es zu diesem Engagement?
Ins Leben gerufen hat das Projekt Sieghard Bender. Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Esslingen, der im Juni 2013 plötzlich verstarb, war begeistert von Ägypten, von dessen 6000 Jahre alter Geschichte. Als das ägyptische Volk sich 2011 erhob und mit Massendemonstrationen den Diktator Mubarak zum Rücktritt zwang, ergriff Sieghard die Initiative zu dem Ausbildungsprojekt. Dahinter steht die Überzeugung, dass nur eine gute Ausbildung junge Menschen und damit auch ein Land voran bringen kann. Es folgten Reisen mit KollegInnen nach Luxor, um eine geeignete Schule zu suchen, mit der man kooperieren kann. Beim Besuch mehrerer Schulen stellten wir fest, dass es zwar formal Ausbildung gibt, doch die Räume sind entweder leer oder mit ausschließlich uraltem, kaputtem Gerät ausgestattet, so dass es so gut wie keine praktische Ausbildung gibt. Im damaligen Gouverneur von Luxor Dr. Ezzat Saat fand sich ein großartiger Partner, dem ebenfalls klar war, dass dringender Bedarf nach einer guten Berufsausbildung besteht - nicht nur im Tourismusbereich.
Es gab Gespräche mit Vertretern von Stiftungen, NGO's (Nichtregierungsorganisationen), einem Empfang beim deutschen Botschafter in Kairo - überall wurde das Projekt begrüßt. Und beim zweiten Besuch in Luxor wurde ein Kooperationsvertrag mit dem Gouvernat Luxor/Ägypten (entspricht in etwa unseren Bundesländern) unterschrieben. Damit ging das Projekt Ausbildungswerkstatt in Luxor offiziell an den Start.
In Esslingen konnten die Betriebe Metabo, Index, Hirschmann Belden als Kooperationspartner gewonnen werden. Sie helfen in organisatorischen Fragen (Metabo hat unter anderem die Logistik für den Container mit Material für die Ausbildungswerkstatt übernommen), sie spenden, sie gaben drei ägyptischen Ausbildern im Sommer 2013 Einblick in ihre Ausbildungswerkstätten und Ausbildungsmethoden. Zudem stellten sie Kollegen frei, die beim Aufbau der Werkstatt in Luxor helfen.
Wie geht es weiter?
Im September 2014 wird die erste Ausbildungswerkstatt für Elektriker in Thoth aufgebaut, die ersten 20 Schüler können ihre Ausbildung beginnen. 2015 soll die Werkstatt für Sanitärfachleute an den Start gehen.
An der Schule haben wir bislang drei hoch engagierte Ausbilder, die erkannt haben, welche Chance unsere Unterstützung für die Schüler und die Schule bedeuten kann. Zudem gibt es durch die vielen Reisen in die Region in Luxor Menschen, die uns vor Ort helfen, so dass stets eine gewisse Kontrolle über das Projekt gewährleistet ist.
Zudem soll die IG Metall Jugend eingebunden werden. So sind unter anderem Reisen unserer jungen Leute zu ihren ägyptischen Kollegen geplant. Diskussionen und das Kennen lernen anderer Kulturen gehören schließlich zur politischen Jugendarbeit.
Was können Sie / könnt Ihr tun?
Finanziert wird der laufende Betrieb der Werkstatt durch Patenschaften für die Schüler. Eine Patenschaft kostet 25 Euro im Monat und läuft drei Jahre. Von dem Geld wird das Verbrauchsmaterial bezahlt, das selbstverständlich vor Ort gekauft wird, schließlich soll auch die lokale Wirtschaft profitieren. Zudem sollen diejenigen, die die Ausbildung erfolgreich abschließen, am Ende einen gut ausgestatteten Werkzeugkasten bekommen, mit dem sie sich selbstständig machen können.
Wer - alleine oder als Gruppe - eine Patenschaft übernehmen möchte, kann hier das Patenschaftsformular ausdrucken, ausfüllen und an die IG Metall Esslingen schicken.